Laut Branchenbericht 2019 der German UPA (Berufsverband der Deutschen Usability und User Experience Professionals) sehen 73% der UX-Professionals die größte Herausforderung ihrer Arbeit aktuell darin, Usability und User Experience (UX) in die Entwicklungsprozesse des jeweiligen Unternehmens besser einzubetten. Zu starr sind oft die bisherigen Abläufe, zu ungenau das Wissen darüber, was es für eine „bessere UX-Integration“ wirklich braucht und wie agile Entwicklungsprozesse damit kombiniert werden können. Um sich als Unternehmen besser einschätzen zu können, einen Status-Quo der Situation zu erheben und Schritt für Schritt eine bessere UX-Integration zu etablieren, hilft die Orientierung an einem sogenannten UX-Reifegrad-Modell.
UX-Reifegrad-Modelle werden seit mehreren Jahren in verschiedenen Versionen und Ansätzen verwendet und unterstützen UX-Professionals und Organisationen dabei, ihre derzeitige Situation einzuschätzen und nächste Entwicklungsschritte zu planen. Das bekannteste Reifegradmodell basiert auf den Ansätzen von Jakob Nielsen (Corporate UX Maturity) und basiert auf insgesamt sechs Stufen, die aufeinander aufbauend unterschiedliche UX-Reifegrade beschreiben.
Die Entwicklung einer unternehmensweiten UX-Reife kann mitunter mehrere Jahre dauern. Abhängig von der Kultur, die im Unternehmen vorherrscht, über die aktuell bestehenden Prozesse sowie die Ausbildung und abteilungsübergreifende UX-Kenntnisse
der Kollegen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Verständnis und Akzeptanz gegenüber dem Thema User Experience zu erhöhen. Zu Beginn ist es wichtig zu ermitteln, wo man aktuell steht, um passende Folgeschritte zu planen und einzuleiten.
Bevor man eine Zielrichtung hinsichtlich einer verbesserten UX einschlagen kann, ist es wichtig zu verstehen, wie es um die aktuelle UX-Kompetenz im Unternehmen bestellt ist. Um eine erste Einschätzung vorzunehmen, helfen folgende Fragen:
Zu wissen, wo man aktuell steht, hilft dabei, realistische Ziele zu stecken und nächste Schritte zu planen.
Was sind die Charakteristika der einzelnen UX-Reifestufen und wie kann man die menschzentrierte Entwicklung befördern und vorantreiben? Im Folgenden haben wir die wesentlichen Merkmale einmal zusammengefasst:
Stufe 1: Fehlendes UX-Bewusstsein
So lange Usability und User Experience kein relevantes Thema im Unternehmen sind, muss in einem ersten Schritt bewertet werden, welchen Mehrwert UX für die eigene Entwicklungsarbeit darstellt. Negatives Kunden- oder Nutzer-Feedback kann den Ausschlag dazu geben. Oft machen sich daraufhin erste „Pioniere“ im Unternehmen mit dem Thema UX vertraut.
Stufe 2: Ad Hoc UX
Sobald sich Mitarbeiter mit dem Thema UX intensiver beschäftigen, werden erste Versuche in nutzerzentrierter Entwicklung gemacht. Um das Bewusstsein für das Thema zu stärken, ist es wichtig, erste Pilotprojekte und darin erreichte Verbesserungen zu dokumentieren und in anderen Projekten bzw. Teams zu präsentieren. Eine Aus- bzw. Weiterbildung von Kollegen zu UX- und Usability-Professionals trägt hier maßgeblich dazu bei, die Kompetenzen im Team weiter auszubauen.
Stufe 3: Projektbasierte UX
Sobald ein geregeltes UX-Budget in Projekten vorhanden ist, sollten Ziele vereinbart, Maßnahmen geplant und Ergebnisse dokumentiert sowie verschiedenen Projekt-Teams präsentiert werden. So können Ergebnisse und Mehrwert der UX-Maßnahmen nach und nach unternehmensweit vorgestellt und kommuniziert werden.
Stufe 4: Gemanagte UX
Sobald Abhängigkeiten der UX-Maßnahmen abteilungsübergreifend erkannt werden, sollten UX-Methoden strategisch eingesetzt werden. Es ist wichtig, alle Interessensvertreter zum Thema frühzeitig mit ins Boot zu holen und erste übergreifende UX-Ziele zu definieren.
Stufe 5: Integrierte UX
Der Ansatz integrierter UX verfolgt das Ziel, den Entwicklungsprozess von Anbeginn gemeinsam mit Nutzern zu bearbeiten. Strukturiertes und fundiertes User Research ist dabei ein wichtiger Faktor, um Benutzer und ihre Aufgaben zu verstehen und die Produktentwicklung nutzerzentriert voran zu treiben. Auf Basis der Erkenntnisse, wie Benutzer arbeiten und welche Ziele sie verfolgen, können Nutzungsanforderungen in den Projekten angemessen berücksichtigt, anhand von Prototypen regelmäßig iterierend getestet und im Produkt umgesetzt werden.
Stufe 6: Institutionalisierte UX
Die höchste Stufe ist eine unternehmensweite UX-Strategie, in der die Produkt- und Service-Entwicklung generell nutzerzentriert ausgelegt ist und gelebt wird. Abteilungs- oder auch standortübergreifend wird der nutzerzentrierte Prozess gelebt und gemeinsam an Zielen gearbeitet.
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