User Research
Übersicht
Um interaktive Systeme nutzungszentriert gestalten zu können, muss man Benutzerinnen und Benutzer, ihre Aufgaben, die sie mit der Anwendung bearbeiten und und Ziele, die sie erreichen möchten, kennen. Dazu gehört auch, dass man die Arbeitsumgebung und die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel analysiert, um die Benutzer*innen bei der Ausführung ihrer Aufgaben angemessen unterstützen zu können. Um den Nutzungskontext zu untersuchen, stehen uns verschiedene Methoden zur Verfügung.
Genereller Methoden-Überblick
Interview
Ein Interview bietet die Möglichkeit, bestimmte Fragen ganz gezielt an entsprechende Nutzer*innen zu richten. Also alles, was man nicht ohne weiteres über sekundäre Quellen wie Literatur oder Websites zu Branche, Tätigkeitsfeld und Anforderungen herausfinden kann, kann man hier explizit und persönlich abfragen. Dazu muss man nur wissen, was genau man wissen möchte, um einen entsprechenden Leitfaden für das Gespräch entwickeln zu können.
Interviews können an einem neutralen Ort oder aber auch im Nutzungsumfeld direkt geführt werden. Zweitere nennt man auch „kontextuelle Interviews“. Vorteil dieser Art des Interviews ist, dass man in der Befragung bei Bedarf direkt Bezug auf Werkzeuge und Hilfsmittel nehmen kann sowie einen persönlichen Eindruck von der Arbeitsumgebung erhält.
Befragung
Man kann Nutzerinnen und Nutzer zu ihren Bedürfnissen und Anforderungen sowie zur Zufriedenheit mit einem Produkt befragen. Dazu eignen sich Fragebögen auf Papier oder Online-Befragungen. Papier-Fragebögen sind in der Auswertung aufwendiger, die Befragung kann jedoch mithilfe einer moderierenden Person durchgeführt werden. So können Missinterpretationen bzgl. der Fragen ausgeräumt und die Ergebnisqualität gesteigert werden. Online-Befragungen erlauben dafür eine höhere Anzahl an Teilnehmenden, verfügen über eine vergleichsweise hohe Reichweite, sind zeitlich unabhängig einsetzbar und effizient auszuwerten. Für alle Befragungen gilt: Die Fragebögen müssen strukturiert aufbereitet und vor ihrem tatsächlichen Einsatz auf Schwachstellen hin getestet werden.
Guided Tours
Sogenannte „Guided Tours“ oder auch „geführte Touren“ eignen sich gut, wenn man mit wenig Vorwissen in den Nutzungskontext eintaucht. Man bittet Benutzerinnen und Benutzer, dass sie einen durch ihren Alltag führen und zeigen, welche Aufgaben sie wie erledigen, welche Routinen sie haben und was ihnen darüber hinaus noch wichtig ist. Dabei erläutern Nutzer*innen die Tätigkeiten, die sie ausführen und die Objekte, die sie dabei verwenden.
Das legt Intentionen der Nutzerinnen offen und weitere relevante Aspekte werden ihnen bewusst. Offene Fragen, die sich aus der Tour ergeben, können direkt mithilfe der Benutzer*innen diskutiert und geklärt werden. Auch in sensiblen oder nicht frei zugänglichen Umfeldern kann die Guided Tour ein probates Mittel sein, um Daten im Nutzungskontext zu erheben.
Fokusgruppe
In einer Fokusgruppe bringt man verschiedene Stakeholder (zu denen gehören auch Benutzer und Benutzerinnen!) in einer frühen Phase der Produktentwicklung zusammen. Mit Unterstützung eines Moderators wird eine offene Diskussions-Atmosphäre geschaffen, die dafür sorgt, dass die Einschätzungen und Meinungen aller teilnehmenden Personen gesammelt und gehört werden. Die Diskussion erfolgt dabei meist auf Basis zuvor definierter Leitfragen (daher auch „teilstandardisiertes Interview“ genannt).
Innerhalb der Gruppe werden Fragen zu Problemen und Optimierungspotential in der Benutzung eines Produkts oder einer Anwendung diskutiert. Zudem werden der Nutzung zugrundeliegende Emotionen und soziale Aspekte – z. B. in der Zusammenarbeit – aufgedeckt. Eine Fokusgruppe bietet Einblicke in Meinungen, Gefühle und Einstellungen ausgewählter Personengruppen über Produkte, Dienstleistungen oder auch Marken. In der gemeinsamen Diskussion werden unterschiedliche Sichtweisen offensichtlich und es kann ein gemeinsames Bild über Ausrichtung und Ziele des zu entwickelnden Produkts erarbeitet werden.
Beobachtung
Die Beobachtung der Nutzerinnen und Nutzer ist eine weitere hilfreiche Methode, um den Nutzungskontext zu verstehen. Sie findet im direkten Umfeld der Nutzer*innen statt: Das kann ein Büro, eine Werkshalle oder auch eine Straßenbahn sein. Dabei können unterschiedliche Formen der Beobachtung durchgeführt werden.
Eine Nutzerbeobachtung hilft, vor allem unbewusste Probleme in der Verwendung eines Produkts offen zu legen. Hierbei handelt es sich gerade um solche Aspekte, an die sich die Benutzer und Benutzerinnen bei der Bedienung gewöhnt haben und die ihnen selbst gar nicht mehr unbedingt als problematisch auffallen.
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Zusammenfassung
Die unterschiedlichen Methoden des User Research ermöglichen,
- Probleme in Arbeits- und Aufgabenabläufen bei Benutzerinnen und Benutzern direkt abzufragen
- unbewusste Schwierigkeiten in Bezug auf Usability aufzudecken
- umfangreiche Informationen über den Nutzungskontext in die Produktentwicklung zu integrieren
- verschiedene Sichtweisen und Interessen besser zu verstehen und zu berücksichtigen
- Einigkeit über die Produktvision zu erzielen