Vom Groben ins Feine

Nutzungsanforderungen spezifizieren

Nachdem in der Analysephase (User Research) anhand von BefragungenBeobachtungen und Interviews Daten zu Benutzerinnen und Benutzern, ihren Umfeldern, Aufgaben und Wünschen gesammelt und beschrieben wurden, werden im Anschluss daran die Daten strukturiert und Anforderungen aus Nutzersicht, die „Nutzungsanforderungen“, definiert.

Nutzungsanforderungen bilden dabei nur einen Teil der Anforderungen an ein interaktives System, denn natürlich müssen ebenso Vorgaben z. B. des Gesetzgebenden oder des Unternehmens bzw. der Organisation berücksichtigt und umgesetzt werden. Die Anforderungen, die sich aus den zu erledigenden Aufgaben der Benutzer*innen ergeben, werden auch „User Requirements“ genannt. Die Grundlage für ihre Spezifikation bilden immer die Informationen, die im Nutzungskontext gesammelt wurden.

Von Nutzungskontextinformationen zu den User Requirements

In der Phase „Nutzungsanforderungen spezifizieren“ des menschzentrierten Gestaltungsprozesses werden noch keine Lösungen definiert, sondern ausschließlich Anforderungen aus Nutzersicht formuliert:
Was muss ein interaktives System oder Produkt erfüllen, damit die Gruppen der Benutzer und Benutzerinnen ihre Aufgaben erledigen und damit ihre gewünschten Ziele erreichen können?

Nutzungsanforderungen (User Requirements) werden dabei aus den gesammelten und ausgewerteten Daten des User Research abgeleitet: Was muss der User am interaktiven System erkennen, auswählen oder eingeben können, um seine Aufgaben ausführen zu können? Zur Priorisierung der Nutzungsanforderungen eignen sich Methoden wie „Card Sorting“ oder der Einsatz des „Kano-Schemas“.

Methode zur Strukturierung

Card Sorting

Das Card Sorting eignet sich gut, um schnell und einfach Informationen und Hierarchien zu strukturieren.
Bei dieser Methode werden Begriffe, Beschreibungen oder auch Abbildungen auf einzelnen Karten festgehalten und gemeinsam im Team oder von jedem Teammitglied separat auf einem Tisch gruppiert, kategorisiert und zugeordnet. Dabei können die Karten immer wieder neu sortiert werden, bis eine übereinstimmende Meinung und ein zufriedenstellendes Ergebnis in der Gruppe erreicht sind. Die Beteiligten können außerdem eigene Themen oder Begriffe einbringen, die vorher noch nicht erfasst wurden.

Methode zur Priorisierung

Kano-Schema

Um herauszufinden, welche Funktionen, Inhalte, Elemente oder Produktmerkmale dem Benutzer*innen später besonders wichtig sind, eignet sich der Einsatz eines Kano-Schemas.
Jede Funktion bzw. Anforderung wird von Benutzenden innerhalb einer Matrix je zweimal bewertet: einmal vor dem Hintergrund, dass die Anforderung umgesetzt, und einmal, dass sie nicht in das endgültige System einfließen wird.
Durch diese zweifache Bewertung ergeben sich aus den Antwortkombinationen folgende Einstufungsmöglichkeiten, die eine Priorisierung der Anforderungen ermöglichen:

1. Stufe: Basismerkmale
2. Stufe: Leistungsmerkmale
3. Stufe: Begeisterungsmerkmale
4. Stufe: unerhebliche Merkmale
5. Stufe: Rückweisungsmerkmale

Das Kano-Schema kann sehr gut im Rahmen eines Workshops erarbeitet werden, an dem 5-15 repräsentative Nutzerinnen und Nutzer teilnehmen können.

Don Norman (Usability-Spezialist Nielsen Norman Group):

„Zu wissen, wie Menschen etwas nutzen, ist essenziell.“

Warum es wichtig ist, die Anforderungen der Nutzer*innen zu kennen

User Requirements

Nutzungsanforderungen sind neben anderen Anforderungen die Grundlage für das Design einer Anwendung. Wenn man weiß, was Nutzer*innen an einem System machen und welche Schritte sie durchlaufen müssen, um ihre Ziele zu erreichen, kann man die entsprechenden Funktionen in ersten Prototypen oder Wireframes gut abbilden. Da sich diese ersten Modelle relativ schnell erstellen lassen, kann man frühzeitig mit Nutzer*innen testen, ob die zu entwickelnde Anwendung tatsächlich in die richtige Richtung geht und alle Nutzungsanforderungen angemessen abbildet.

Das spart Zeit und Kosten und sichert geplante Investitionen frühzeitig ab. Und was die Produktqualität angeht: Nicht zuletzt entscheiden Kundinnen und Nutzer darüber, ob ein Produkt ihren Ansprüchen genügt und ob die Qualität ihren Ansprüchen gerecht wird. Zufriedene Nutzer und Nutzerinnen sind gute Fürsprecher und empfehlen ein gut funktionierendes Produkt oder einen unkomplizierten Service gerne weiter!

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Menschzentrierte Gestaltung / UX

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